Fabian Hennig

Materialismus ist kein Synonym für Kritik

Thesen zu New Materialism, Posthumanismus und Feminismus

Der New Materialism ist eine akademische Strömung, die als Reaktion auf die poststrukturalistische Diskurs- und Sprachorientierung entstanden ist. Andere Begriffe, die ähnlich verwendet werden, sind „material turn“, „naturalistic turn“, „Neo-Materialismus“, „neue Ontologie“ oder auch „Posthumanismus“ und „neue Metaphysik“. In diesem Zusammenhang wichtige Namen sind: Stacy Alaimo, Karen Barad, Rosi Braidotti, Claire Colebrook, Diana Coole, Manuel DeLanda, Rick Dolphijn, Andreas Folkers, Samantha Frost, Elizabeth Grosz, Donna Haraway, Isabelle Stengers, Susan Hekman, Myra J. Hird, Iris van der Tuin, Vicky Kirby oder Elizabeth A. Wilson u.v.m.
Die unten stehenden Thesen sind weder eine Einleitung in den New Materialism noch eine Diskussion differierender Positionen innerhalb dieses Denkgebäudes, sondern versuchen eine kritische Würdigung zentraler Gedankengänge neomaterialistischen Denkens. Dafür zieht Fabian Hennig insbesondere Veröffentlichungen Karen Barads, Jane Bennetts und Elisabeth Groszs zurate, beschränkt sich jedoch nicht auf diese.
Eigenständige Einleitungen zum New Materialism gibt es bis dato keine, Neugierige seien deshalb auf folgende Sammelbandeinleitung verwiesen:

Coole, Diana H./Frost, Samantha (2010): Introducing the New Materialisms. In: Dies. (Hrsg.): New Materialisms. Ontology, agency, and politics. Duke University Press 2010.
Online verfügbar ist ein weiterer Sammelband, in dem sich u.a. Interviews mit Karen Barad, Rosi Braidotti und Manuel DeLanda befinden: http://quod.lib.umich.edu/o/ohp/11515701.0001.001


1. Der neue Materialismus präsentiert sich als Innovation gegenüber Diskurstheorien

Spätestens seit der Jahrtausendwende ist in den Universitäten zusehends von einem neuen Materialismus die Rede. Ob in der Philosophie, der Kunst1, der Soziologie oder in den Kulturwissenschaften, seit einigen Jahren scheint es fast, als könnte es selbst in den von Butlers Performativitätstheorie so stark geprägten Gender Studies mit der hegemonialen Stellung diskurstheoretischer Provenienz bald ein Ende haben. Butler, eigentlich als Säulenheilige nicht nur des akademischen Feminismus verehrt, hatte Geschlecht als eine soziale Handlung verstanden, die ähnlich dem Zitieren von Sätzen immer auf bereits existierende Normen rekurriert und diese somit festigen, aber auch subversiv unterlaufen kann. Sie hatte dort die Annahme, dass es sich bei Geschlecht nicht um ein biologisches Faktum, sondern um ein normatives Konstrukt handelt, radikalisiert. Davon ausgehend, dass sich die „grundlegenden Kategorien des Geschlechts, der Geschlechtsidentität und des Begehrens als Effekte einer spezifischen Machtformation […] enthüllen“2 lassen, war ihr die Rede von einem biologischen Geschlecht suspekt. In Folge wurde es in den Gender Studies, und in feministischen Diskussionen überhaupt, Usus, Begriffen wie „Substanz“ oder „Natur“ mit dem Vorwurf des Essentialismus zu begegnen. Dies hatte u.a. die Verdrängung älterer materialistisch-feministischer Ansätze, die Dethematisierung von sexualisierter Gewalt und geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung zur Folge. Auch ökologische Fragestellungen wurden marginalisiert. Natur und Materialismus waren feministisches Anathema. Zwar gab es immer auch vereinzelte Stimmen, die beklagten, dass der Butlersche Dekonstruktivismus einen erkenntnistheoretischen Fehlschluss begeht, weil er Seins- in Wissensfragen auflöst, dies konnte die Hegemonie diskurstheoretischer Ansätze dennoch nie ernsthaft gefährden. Größtenteils gab man sich offensichtlich mit Butlers wenig belastbaren Beteuerung zufrieden, dass Körper Gewicht hätten und der Vorwurf des linguistischen Idealismus bzw. der Entkörperung haltlos sei.
Deswegen ist es erst einmal bemerkenswert, dass in den letzten Jahren gleich eine ganze Reihe von Sammelbänden und Monographien zu Themen des neuen Materialismus und materialistischen Feminismus erschienen ist. Auf Konferenzen avanciert Materialität geradezu zu einem Modethema. In wissenschaftlichen Kolloquien tummeln sich Promovierende, die ‚Materialisierungen beschreiben‘, ‚Körper mitdenken‘ und ‚Ontologien schreiben‘ wollen. Selbst der Begriff der Natur stößt in feministischen Debatten auf wachsendes Interesse. Immer wieder wird das Vergessen der Materie, die feministische Flucht oder Angst vor der Natur gescholten und ein neuer Materialismus angemahnt.
Während feministische Ökologie und marxistischer Feminismus nun hoffen, endlich wieder Gehör in akademischen Debatten zu finden, mühen sich Ideologiekritik und feministische Kritische Theorie noch immer mit der Butlerschen Sprechakttheorie ab. Ökologie und Marxismus übersehen deshalb die problematischen Aspekte des New Materialism ebenso wie Ideologiekritik und Kritische Theorie. Folgende Thesen sollen Ansatzpunkte für eine Kritik des New Materialism sein.

2. New Materialism erscheint zunächst als lose Sammelbezeichnung, ist aber poststrukturalistisch dominiert

Karen Barad, theoretische Physikerin und Feministin, ist einer der Shootingstars des neuen Materialismus. In diesen reichlich zitierten Worten karikiert sie die ermüdende Redundanz postmoderner Sprachspielchen: “Language has been granted too much power. The linguistic turn, the semiotic turn, the interpretative turn, the cultural turn: it seems that at every turn lately every ,thing‘ – even materiality – is turned into a matter of language or some other form of cultural representation. […] Language matters. Discourse matters. Culture matters. There is an important sense in which the only thing that doesn‘t seem to matter anymore is matter.“3
Schon die Übersetzung des englischen ‚to matter‘ macht Probleme. Wenn Materie in den aktuellen Diskussionen wieder ‚mehr Relevanz erlangt‘, endlich ‚für wichtig erachtet wird‘, überhaupt wieder ‚eine Rolle spielt‘ oder sich schlicht ‚materialisiert‘, dann ist hiermit abseits davon, dass eine Aussage über die Wirklichkeit getroffen werden soll, noch nicht allzu viel gesagt. ‚Materialismus‘ fungiert dementsprechend als unpräziser Sammelbegriff für alle möglichen Ansätze, die sich, in welcher Form auch immer, mit Materie oder Materialität beschäftigen und deren Vorrangigkeit in ihrer Theorie anerkennen. Diese Anerkennung kann sich folglich auf so unterschiedliche Phänomene wie biologische Konstitution des menschlichen Körpers, von Menschen geschaffene Objekte, nichtmenschliches Leben oder auf Natur- gewalten beziehen, denen menschliches wie tierisches Leben unterworfen ist. In manchem Sammelband finden sich gar sozioökonomische Strukturen mit erbarmungslosen kosmischen Bewegungen in ihrer Materialität vereint. Dass dies problematisch ist, schwant jeder, die zwischen erster und zweiter Natur zu unterscheiden weiß.
Der „umbrella of new materialism“4 scheint sogar dermaßen weit gespannt, dass es schwer fällt, vom Materialismus im Singular zu sprechen.5 Die Pluralität des unter den Begriff des Neuen Materialismus gefassten ist jüngst aber auch von neumaterialistischer Seite problematisiert worden. Diana Coole ist eine der wenigen, die darum bemüht sind, den neuen Materialismus als eine Erweiterung des historischen Materialismus darzustellen. Sie monierte, dass sich der begrifflichen Offenheit entsprechend fast jede aktuelle Forschung neumaterialistisch labeln kann.6 Dabei hat der neue Materialismus die Möglichkeit sich auf sehr unterschiedliche, sich teils widersprechende Lehren zu berufen. Bezüge finden sich zum antiken Atomismus oder modernen Vitalismus, auf Hobbes, Spinoza, Marx und Nietzsche und auf Phänomenologie ebenso wie auf die Ökologie. New Materialism kann sich an Deleuze, Foucault und Derrida, dem kritischen Realismus, spekulativen Realismus oder dem historischen Materialismus ebenso orientieren, wie an Bruno Latour oder Pierre Bourdieu, Systemtheorien, Komplexitäts- oder Chaostheorie. Erscheint der New Materialism zunächst als buntes Potpourri der Materialismusgeschichte, ist er aber in erster Linie eine inner-poststrukturalistische Angelegenheit. Beim Lesen neumaterialistischer Ontologien fällt immer wieder auf, dass gerade mit Foucault, Derrida und Deleuze nun ausgerechnet jene französischen Philosophen materialistisch interpretiert werden, die bisher als Stichwortgeber poststrukturalistischer Diskurstheorie galten. Dem Selbstverständnis nach ist er ein Materialismus, der durch die linguistische Wende hindurch gegangen ist und diese nun um ihre verdrängte materielle Seite ergänzt. Es mag marxistische und pragmatisch-empiristische Ausprägungen geben, die hegemoniale Position aber ist dem Poststrukturalismus verpflichtet.

3. Neuer Materialismus radikalisiert poststrukturalistische Subjektkritik

Die Dezentrierung des Subjekts zieht sich von Heideggers Humanismusbrief und Althussers Antihumanismus über den Foucaultschen ‚Tod des Menschen‘ bis in die aktuellen materialistischen Diskussionen. Dass im Namen menschlicher Emanzipation der Begriff des Humanismus in Frage gestellt wird, ist erst einmal nichts Neues. Neu ist, dass das Subjekt nicht mehr in Diskurse, soziale Praxen oder performative Sprechakte aufgelöst wird, sondern, wie Barad es nennt, in Apparate materieller Produktion oder posthumanistische Performativität. Marxistinnen dürften an dieser Stelle enttäuscht werden: mit materieller Produktion sind hierbei nicht etwa Produktionsverhältnisse oder Produktionsweise gemeint, sondern eine materielle Performanz, die den repressiven Strukturen gegenüber immer einen, wenn auch kleinen Überschuss aufweist. In diesem Zusammenhang ist immer wieder von der unerschöpflichen Offenheit oder Kreativität der Materie die Rede.

‚Materialismus‘ fungiert dementsprechend als unpräziser Sammelbegriff für alle möglichen Ansätze, die sich, in welcher Form auch immer, mit Materie oder Materialität beschäftigen und deren Vorrangigkeit in ihrer Theorie anerkennen.

Als posthumanistisch versteht sich neuer Materialismus auch insofern, als dass er Handlungsfähigkeit (agency) nicht mehr allein in den Subjekten verortet, sondern diese nun auch den Objekten, den Dingen oder der Materie gegenüber zuzugestehen gewillt ist. Die neumaterialistiche Politikwissenschaftlerin Jane Bennett beklagte, dass eigentlich gar nicht genau angegeben werden könne, was die Spezifik menschlicher agency ausmache. Sie wandte gegen einen überschwänglichen Gebrauch von Kategorien menschlicher Handlungsmacht ein, dass diese immer schon aus einer Vernetzung von menschlicher und nichtmenschlicher ‚agency‘ bestand. Was erst einmal nach einer postmodernen Reformulierung des sinnvollen Korrektivs gegenüber idealistischer Hybris klingt, dass Subjekt immer auch Objekt ist7 bzw. der Mensch Teil der Natur, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als höchst problematisch.
Der Begriff der agency findet in neumaterialistischen Diskussionen eine dermaßen inflationäre Verwendung, dass man sich fragen muss, was dieser überhaupt noch meinen kann. Bezogen auf alle nur erdenklichen Entitäten führt er zu einer anthropomorphisierenden Sprache, in der Politik, Handlung und Erkenntnis nicht mehr nur Menschen, sondern auch Materie, Schlüsseln, Hurricanes, selbst Würmern, Mikroben oder Elektronen zugetraut werden. Durch die Subjektivierung der Objektseite verlieren die Subjekte nicht nur ihren Gegenspieler, sondern auch sich selbst, weil sie in ihrem Handeln und Erkennen radikal vom „Willen“ der Objekte abhängen. Das erinnert nicht zufällig an den Fetischismus, den Marx den Ökonomen unterstellte. Im Gegensatz zu Marx formuliert der New Materialism aber keine Kritik der politischen Ökonomie, sondern eine dynamische Ontologie.

4. Neuer Materialismus kritisiert Marx als Theoretiker der Performativität

Entgegen dem eingängigen (und in den Gender Studies freilich recht beliebten) Narrativ vom Fortschreiten von linguistischen zu materialistischen Paradigmen, dient die Selbstinszenierung als „neu“ nicht nur dazu, eine Innovation gegenüber diskurstheoretischen Vereinseitigungen zu markieren. Denn vor dem Hintergrund des Neuen ist es vor allem der Marx’sche Materialismus, der nun alt aussieht. Von Anfang an ist für den New Materialism die Abgrenzung vom Marxismus konstitutiv.8 Ähnlich dem Ökonomismusvorwurf wird Marx zunächst dafür gescholten, dass er jegliche Materialität auf ökonomische Strukturen und Tauschvorgänge reduziere.9 Dies aber nicht deshalb, weil er menschliche Handlungsfähigkeit deterministisch aus ökonomischen Bewegungen ableitet, sondern weil er allgemeiner die Dynamik der Materie selbst aus den Augen verlöre. Obwohl die Abgrenzung zu Marx für den neuen Materialismus konstitutiv ist, bleibt die Auseinandersetzung mit dem Marx’schen Denken oberflächlich. Im Grunde steht Marx im New Materialism für einen Prototyp dekonstruktivistischer Theorie. Das ist zwar theoriegeschichtlich nicht ganz falsch, insofern der Poststrukturalismus sich selbstverständlich an Marx und seinen strukturalistischen Anhängern abgearbeitet hat. Schließlich hat auch der Poststrukturalismus Marx für sich vereinnahmt. So behauptete Butler, gegen deren sprachtheoretischen Fokus sich der New Materialism ja primär richtet, etwa, dass es Marx in den Feuerbachthesen darum gegangen sei, „Praxis zu berücksichtigen als das, was gerade die Materie der Gegenstände ausmacht“; sie sei zu verstehen „als konstitutiv für Materialität selbst“.10 Marx wäre nach dieser Lesart der heimliche Begründer der Performativitätstheorie. Ironischerweise übernimmt der New Materialism dieses reduktionistische Marxverständnis. Dementsprechend wäre Marx eigentlich gar kein Materia- list, weil er alle Materialität auf die sie konstituierende Praxis zurückführt, die ja Butler zufolge in performativen Akten besteht. Der Marx, um den es hier geht, ist nur noch schwer zu erkennen. Wenn er etwa im Fetischkapitel behauptet, dass der Wertgegenständlichkeit kein Gramm Naturstoff entspricht, so spricht Marx aus Sicht des New Materialism der Ware ihre Gegenständlichkeit gleich gänzlich ab – als hätte diese keinen Gebrauchswert mehr. Dadurch, dass Marx die Fetische als gesellschaftlichen Schein erkenne, reduziere er die Waren auf menschliche Handlungsmacht. Und weil Marx gesellschaftliche Formen als zweite Natur kritisiere, könne er auch keine erste Natur kennen. Jedenfalls, so Jane Bennet, habe der marxistische Fokus auf die agency des Menschen dazu geführt, dass die Handlungsmacht der Materie verschwiegen worden sei. Vor lauter Beschäftigung mit der ihnen zur zweiten Natur geronnenen Gesellschaftlichkeit hätte Marx die erste Natur und deren Einfluss auf die zweite gänzlich ausgeblendet.11 Problematisch ist das aus Sicht des New Materialism, weil dieser marxistische Idealismus Körper und Natur vernachlässige und beispielsweise ökologischen Problemen gegenüber ignorant auftrete.

5. Neuer Materialismus ist nicht an Kritik interessiert

Der in neumaterialistischen Kreisen äußerst beliebte Techniksoziologe und Akteur-Netzwerk-Theoretiker Bruno Latour hat in einem Aufsatz die Kritik des Fetischismus als „die ultimative, respektlose, irrsinnige und barbarische Geste“12 geschmäht. Diese sei arrogant nicht nur den vermeintlich naiven Fetischisten gegenüber, sondern auch den von ihnen angebeteten Gegenständen, die im kritischen Verfahren auf bloße Diskursprodukte reduziert würden. Latour hatte deshalb neue analytische Werkzeuge gefordert. Aktuelle Probleme wie der Klimawandel könnten mit sprachtheoretischen Methoden nicht angegangen werden, sondern bräuchten einen neuen Empirismus. So betont Latour etwa, dass das Ozonloch weder Diskursprodukt noch bloße Natur ist. Um es zu problematisieren und zu stopfen, bedarf es also eines interdisziplinären Vorgehens. Der Neue Materialismus ist auch insofern posthumanistisch, als er die Trennung von humanities, dem Studium menschlicher Kultur, und den formalen Naturwissenschaften überwindet.
Es wirkt erst einmal provokant, wenn Barad sich im Namen des Feminismus von Kritik abwendet: „I am not interested in critique. In my opinion, critique is over-rated, over-emphasized, and over-utilized, to the detriment of feminism.“13 Gemeint ist damit, ähnlich wie es Latour für Sozialtheorie überhaupt behauptet, dass der herkömmliche – und also unmaterialistische – Feminismus sich zu sehr auf der Bedeutungsebene aufgehalten und zu wenig um Tatsachen gekümmert habe. Barad und andere setzen sich entsprechend dafür ein, Erkenntnisse aus den Naturwissenschaften in den Gender Studies wieder vermehrt zu diskutieren. Dies deshalb, weil sich ein ethischer Umgang des Menschen mit der äußeren Welt nur dann realisieren lässt, wenn man auch pragmatisch mit den Dingen umgeht und diese nicht nur als Konstruktionen menschlicher Handlungsmacht entlarvt. Der New Materialism be- hauptet, dass herkömmliche Kritik den Weg zu einem ethischen Weltbezug erschwert habe und somit auch dem Projekt des Feminismus hinderlich sei. Es geht also darum, pragmatische und wissenschaftliche Antworten auf Fragen zu geben, die aus Sicht des New Materialism bisher vernachlässigt wurden.

6. Der New Materialism betont die materielle Eigenlogik als Korrektiv zur destruktiven Naturbeherrschung

Alfred Schmidt hat einmal zugestanden, dass die poststrukturalistische Dezentrierung des Subjekts in verzerrter Form auf ein wahres Problem hindeutet.14 Er hat damit gemeint, dass der französische Posthumanismus als eine vage Ahnung davon gelesen werden könnte, dass das naturbeherrschende Subjekt und die destruktiven Auswirkungen seiner rücksichtslosen Herrschaft über innere wie äußere Natur grausam und kritikwürdig sind. Er hat, lange bevor dies die von ihm kritisierten Poststrukturalisten taten, den Humanismus vor dem Hintergrund ökologischer Probleme kritisiert. Wenn man den materialistischen Posthumanismus freundlich liest, so hinterfragt er die instrumentelle Vernunft, die Natur behandelt, als wäre sie gratis für den Menschen da. Universalisierender Verwertung und Vernutzung gegenüber die materielle Eigenaktivität zu betonen, wäre dann eine postmoderne Reformulierung menschlicher Versöhnung mit der Natur.15 Das neumaterialistische Eingeständnis, dass Menschen selbst Teil der prozessierenden Materialität sind und ihre Körper gewichtig sind, wäre ein postmodernes „Eingedenken der Natur im Subjekt“.16
Ganz ähnlich wie in traditionellen Materialismen steht Materie im New Materialism für eine dem subjektiven Zugang vorgängige und den Menschen umfassende Totalität. Als ein Begriff für die Gesamtwirklichkeit umfasst er menschliche wie außermenschliche Natur. Einer Natur, die nicht passiver Stoff menschlicher Verfügung ist, sondern die ihrerseits von einer grundlegenden Historizität geprägt ist. Materie wird dementsprechend als grundlegend offener Prozess verstanden, der nicht durch ein menschliches Ziel bestimmt und bestimmbar ist. Der New Materialism will keine dem ewigen Sein verpflichtete Ontologie sein, sondern betont in aller Deutlichkeit, dass das ihn interessierende Sein ein Werden ist. Natur wäre demnach weder Produkt von Diskursen noch starre Essenz. Der New Materialism betont den Prozesscharakter der Materie so stark, weil er davon ausgeht, dass der Materiebegriff politische Bedeutung hat. Dass Materie als etwas Passives, Ungeschichtliches, Stummes und so letztendlich Beherrschbares beschrieben wird, dient subjektiver Hybris. Über den modernen (mechanistischen und deterministischen) Materiebegriff legitimiere das moderne Subjekt seine Einzigartigkeit vor Gott und begründe die Notwendigkeit wie Legitimität der Naturbeherrschung. Die destruktiven Konsequenzen der Naturbeherrschung, Konsumismus und Naturzerstörung seien also nur dann zu verhindern, wenn ein anderes, neues Materieverständnis ent- wickelt werde. Die im Dekonstruktivismus auf die Spitze getriebene feministische Naturferne oder Naturflucht werden als Teil dieses Projekts der destruktiven Naturbeherrschung interpretiert. Wie in der Moderne insgesamt, hingen Feministinnen einem Materiebegriff nach, der Natur reduziert auf eine „passive Oberfläche, die auf die Prägung durch die Kultur wartet“.17
Die neumaterialistische Kritik trifft auch die marxistische Vorstellung, nach der die Natur gratis für den Menschen da ist. Sie fand in staatssozialistischen Industrien ebenso ihren Ausdruck wie in Lukács’ Bestimmung der Natur als gesellschaftlicher Kategorie. Schmidt hatte dagegen betont, dass Natur nicht ausschließlich als gesellschaftlich Konstituiertes betrachtet werden könne, sondern es einen eigenständigen Rest gibt, der nicht in die historischen Prozesse seiner Aneignung auflösbar ist. Wenn überhaupt, dann sei auch der umgekehrte Satz richtig, dass Gesellschaft eine Naturkategorie darstelle.18 Kritischer Materialismus bestimmt das Verhältnis von Natur und Gesellschaft als ein dialektisches. Solche Dialektik geht dem New Materialism ab.

7. Der Posthumanismus affirmiert subjektlose Prozesse

Jane Bennetts Argumentation macht deutlich, dass der New Materialism die Dialektik von Natur und Gesellschaft ebenso wenig begriffen hat wie die Diskurstheorie. Als Reaktion auf diese löst er das Verhältnis in die entgegengesetzte Richtung auf. Wenn der kritische Materialismus und sein diskurstheoretisches Gefolge mit der Begrifflichkeit der zweiten Natur betonte, dass das, was wir gewöhnlich für natürlich befänden, tatsächlich die kulturelle Bestimmung von Natur sei, macht es der neue umgekehrt. Bennett weist darauf hin, „that culture is not of our own making, infused as it is by biological, geological, and climatic forces“.19 Das Problem hier ist nicht die Annahme einer der Gesellschaft vorgängigen Natur, sondern, dass der New Materialism sowohl die erste als auch die zweite Natur als fremdbestimmte affirmiert. Das Verhältnis von Natur und Gesellschaft muss dafür in einen geschichtslosen Raum verlegt werden, in dem die materiellen Kräfte die Menschen genauso stark beeinflussen wie umgekehrt die Menschen auf die Natur einwirken: „These impinge us as much as we impinge on them.“20 Die Mensch-Natur-Relation wird nicht in Bezug auf den Stand der Naturbeherrschung und schon gar nicht auf die aktuelle Gesellschaftsordnung bezogen. Vielmehr scheint die Symmetrie gegenseitiger menschlich-natürlicher Beeinflussung sich in einem der Geschichte völlig entkleideten Raum zu bewegen. So ist der New Materialism immerhin in der Lage, spontane und unvorhergesehene Ereignisse, in denen sowohl materielle als auch gesellschaftliche oder politische Faktoren zusammenspielen, detailliert zu beschreiben.

Von Anfang an ist für den New Materialism die Abgrenzung vom Marxismus konstitutiv.

Bennett etwa schildert den Stromausfall in den USA im Jahre 2003 als eine spontane materielle Anordnung. Sie mag recht haben, dass man nicht dummen Politikern oder gewinnsüchtigen Unternehmern allein die Schuld an solchen Stromausfällen zuschieben darf, sondern, dass es zur Beurteilung solcher Ereignisse auch eine genaue Kenntnis über das Zusammenspiel divergenter Faktoren bedarf. Wenn sie allerdings unter anderen Materialien den Elektronen die Mitverantwortung an dem Stromausfall zuschiebt und ihnen in Folge auch eine Mitsprache bei der Prävention künftiger Stromausfälle einräumt, mystifiziert sie politische Entscheidungen und gesellschaftliche Umstände. Im 21. Jahrtausend, zumal in den industrialisierten USA, wirkt die Aussage, man müsse die Elektronen bitten, nicht dermaßen große und entsprechend riskante Strecken zurückzulegen, unfreiwillig komisch. Wenn schon der Bau und die Planung eines weniger störanfälligen Stromnetzes von der Gnade der Elektronen abhängen, scheint die gesellschaftliche Kontrolle über die Stromversorgung völlig utopisch – ganz zu schweigen von einer rationalen Steuerung zweiter Natur. Mag die magische Verehrung von Naturgewalten in früheren Zeiten die menschliche Ohnmacht vor den Naturzwängen ausgedrückt haben, ist es die heutige Verklärung von Elektronen zu mitbestimmenden Agenten keineswegs. Denn Menschen sind der Natur nicht mehr unterworfen wie ‚immer schon‘. Sie haben ihre naturbeherrschenden Kräfte in bisher ungekanntem Ausmaß entfesselt. Dass sie diese in destruktiver Weise einsetzen, ist keine Frage materieller agency, sondern fehlender Planung und Steuerung.

8. Der New Materialism verwechselt Kontingenz mit Freiheit

Wenn dem New Materialism „die Zukunft an jeder Ecke radikal offen“21 scheint, so verwechselt er Freiheit mit Kontingenz. In Abgrenzung von deterministischen und strukturalistischen Materieverständnissen wird Materie als Prozess verstanden, welcher der Struktur gegenüber immer einen performativen Überschuss aufweist. Dies gilt dem New Materialism relativ unabhängig davon, wie die Strukturen oder Zwänge auch aussehen mögen, denen sich die Handelnden konkret gegenüber sehen. Die abstrakte Abgrenzung von ‚dem Menschen‘ als einzig und autonom handelndem Subjekt führt ironischerweise gerade zu kontextunabhängigem Optimismus in Bezug auf menschliche Handlungsmacht.
Am krassesten drückt das die feministische Philosophin Elisabeth Grosz aus, die gegen einen negativen und für einen positiven feministischen Freiheitsbegriff argumentiert. Zwar sei es augenscheinlich, dass die Freiheit etwas zu erschaffen, zu tun oder zu produzieren, eine Freiheit von Zwängen voraussetze. Aber selbst in den extremsten Fällen von Sklaverei, Situationen politischer wie natürlicher Katastrophen gäbe es „always a small space for innovation and not simply reaction“.22 Ob Langzeitknast, Kriegsgefangenschaft, Konzentrationslager oder Genozid – bemerkenswert an all diesen gleichsam zu „sozialen Katastrophen“ mystifizierten Situationen sei der Erfindungsreichtum und die Aktivität der Unterdrückten. Ihr Punkt erinnert an den richtigen Einwand, dass emanzipatorische Theorie den Unterdrückten auch angesichts übermächtiger sozialer Strukturen und brutalster Erniedrigung nicht die Handlungsmacht absprechen soll, um so die Entmenschlichung nicht noch einmal in der Theorie zu wiederholen. Und so betont Grosz auch, dass die Unterdrückten trotz aller Gewalt noch zu Kunst, Literatur, Technologie, Netzwerken und Kommunikation fähig sind. Diese bemerkenswerte Aktivität verleitet Grosz aber zu dem Schluss, dass es so katastrophal gar nicht sei, denn Freiheit werde auch in diesen Situationen nicht gänzlich verhindert, sondern bloß verkompliziert.

Müssen wir Zweifel anmelden, ob wir selbst die Elektronen zur Stromversorgung ermutigt kriegen, müssen wir bangen, ob wir sie vom Feminismus überzeugen können.

Für den Feminismus habe ein solches Verständnis von Freiheit als Kontingenz den Vorteil, dass man sich nicht mehr bloß mit patriarchalen Zwängen abmühen müsse, sondern dass Handlungen ermöglicht würden. Tröstend weiß Grosz zu berichten, dass Feminismus ohne wenigstens ein biss- chen an Freiheit gar nicht existieren könnte. Im Umkehrschluss hieße das aber, dass überall, wo es Feminismus gibt, auch zumindest ein bisschen an Freiheit existieren muss. Maßstab für einen feministischen Freiheitsbegriff wäre dann also nicht der Stand weiblicher Emanzipation, sondern die Frage, ob Feminismus überhaupt möglich ist. Den Unterdrückten bleibt dann noch völlige Pragmatik, auch im Angesicht des Grauens noch das Beste daraus zu machen.
Grosz universalisiert ihre bornierte Perspektive zum Programm des materialistischen Feminismus überhaupt. So behauptet sie etwa, feministische Kämpfe um Gleichheit, Anerkennung, Recht und Stimme täten nicht länger Not. Heute gehe es darum, wie Frauen an der Schaffung einer Zukunft ungleich der Gegenwart teilhaben könnten, dass Männer wie Frauen auf unterschiedlichste Weise neue Aktivitäten, Interessen, und Perspektiven entwickeln sollten, um Rahmenbedingungen zu schaf- fen, die bisher weder erforscht noch erfunden worden seien.23 Was sie damit meint, bleibt nebulös, klingt aber irgendwie offen und ganz sicher unvoreingenommen.

9. New Materialism setzt Menschen mit Wirbellosen gleich

Der Posthumanismus des New Materialism besteht nicht nur darin, sich abstrakt von „dem Menschen“ zu verabschieden, und die Kategorie des Menschen ahistorisch als negative Abgrenzungsfolie zu benutzen, sondern er führt bei Bennett zur Gleichsetzung vom Kriechen der Würmer mit politischen Prozessen. Sowohl Würmer als auch Menschen werden als Teile einer umfassenden Materialität konzipiert, deren agency kein Zentrum und kein Mastermind habe. Stattdessen sei agency zwischen einem Schwarm verschiedener Materialitäten verteilt.24 Würmer hätten erdgeschichtlich durch die Schaffung bearbeitbaren Bodens nicht nur unintendiert die Voraussetzung menschlichen Lebens geschaffen, sie träfen „apparently free“ oder zumindest unvorhersehbare Entscheidungen, welche Stoffe sie als nächstes umarbeiten. Unter Berücksichtigung des vorhandenen Materials, hätten sie in einem gewissen Sinne Handlungsfreiheit.
Werden Entscheidungsfreiheit und Handlungsmacht derart auf Kontingenz reduziert (wobei Biologen bestimmt nicht zustimmen würden, dass das Kriechen der Würmer so unvorhersagbar ist), ist es auch kein großer Schritt mehr, rassistisch-ökonomische Segregation mit dem Kriechen der Würmer zu vergleichen: “We consider it a political act, for example, when people distribute themselves into racially and economically segregated neighborhoods, even if, in doing so, they are following a cultural trend and do not explicitily intend, endorse, or even consider the impact of their movements on, say, municipal finances, crime rates, or transportation policy. There are many affinities between the act of persons dragging their belongings to their new homes in the suburbs and the acts of worms dragging leaves to their burrows or migrating to a savanna forest border.”25
Es ist zwar richtig, dass menschliche Entscheidungen von materiellen Faktoren oft in unreflektierter Weise beeinflusst sind und diese des Weiteren unbeabsichtigte (wenn auch nicht gänzlich unvorhersehbare) Konsequenzen haben. Im New Materialism wird diese ärmliche Kontingenz jedoch zur Utopie. Denn ironischerweise soll die Einsicht, dass es sich bei Wirbellosen nicht so anders verhält wie bei Menschen, die Hoffnung, dass in jeder materiellen Konfiguration ein Handlungsüberschuss vorhanden ist, in eine bessere Welt führen. Der Anthropomorphismus wird vom neuen Materialismus für nicht weiter problematisch befunden, weil der Naturbegriff eine starke Dynamik aufweist. Damit scheint der Befund, dass Natur Kultur genauso beeinflusst wie Kultur Natur, nicht wie in essentialistischen Konzeptionen gesellschaftliche Dynamik stillzustellen, sondern eine offene Zukunft noch immer, oder gerade vermittels der Ausweitung der Dynamik auf alle Bereiche, möglich.

10. Emanzipation ist kein subjektloser Prozess

Hinter der neutralen Formulierung, dass wir die Macht der Materie anerkennen müssen, können sich sogar widersprüchliche Aussagen über das Verhältnis von Mensch und Natur verbergen. Schillernde Bekundungen wie jene, dass Menschen weder „right or ability to master nature“26 für sich beanspruchen könnten, legen nahe, dass Naturbeherrschung im Sinne des Menschen gänzlich abzulehnen sei. Sie stehen dem neumaterialistischen Wunsch gegenüber, innere wie äußere Natur ‚gesünder zu instrumentalisieren‘, wie es Bennett nennen würde.27 Wie wir uns eine Instrumentalisierung ohne Beherrschung vorstellen können und wie es zu dieser kommen soll, bleibt unklar. Letzten Endes geht es dabei aber nicht nur um die Möglichkeit der Naturbeherrschung, sondern steht menschliche Emanzipation überhaupt zur Disposition. Müssen wir Zweifel anmelden, ob wir selbst die Elektronen zur Stromversorgung ermutigt kriegen, müssen wir bangen, ob wir sie vom Feminismus überzeugen können. In der Diskussion um den New Materialism kam es einer Marxistin zu, daran zu erinnern, dass es sich beim Feminismus um eine menschliche Bewegung handelt, die folglich auch menschliche Zwecke verfolgt. Spezifischer noch, dass politischer Wandel im Sinne des Feminismus nicht kontingent verläuft, sondern dass Feministinnen ein gewisses Ausmaß an Kontrolle sogar gutheißen würden.28 Da der New Materialism die zweite Natur in die erste auflöst und so in eine Dekontextualisierung menschlichen Handelns und Entnennung gesellschaftlicher Verhältnisse führt,29 lässt sich schwer sagen, wie er sich gesellschaftlichen Wandel im Sinne des Feminismus – abseits des völligen Pragmatismus im Labor – vorstellt. Die neumaterialistischen Ausführungen zur Unmöglichkeit der Naturbeherrschung mögen ihren wahren Kern darin haben, dass der zwanghafte Versuch, Natur völlig unter menschliche Kontrolle zu bringen, verzweifelt ist und destruktive Auswirkungen zeitigt. Die völlige Verwischung der Grenzen zwischen Natur und Gesellschaft und die Glorifizierung der Kontingenz führen aber dazu, subjektlose Prozesse zu affirmieren. Aber Emanzipation ist kein subjektloser Prozess.

  1. Im Vorfeld der Documenta 13 war die Kuratorin u.a. mit provokativen Aussagen zur Kultur von Tomaten oder darüber, dass der Kampf für das Hundewahlrecht die Fortsetzung des feministischen Projekts sei, aufgefallen. Im Rahmen der Documenta veröffentlichten zudem etwa Karen Barad oder Graham Harman philosophische Beiträge zum neuen Materialismus. Angemalte Hunde wurden als ko-konstituierende Teile künstlerischer Anordnungen präsentiert und Bücher Haraways sowie anderer feministischer Autorinnen in einer zur Hälfte von Enten bewohnten Holzhütte zur Lektüre angeboten. 

  2. Butler, Judith: Das Unbehagen der Geschlechter. Suhrkamp 1991. S. 9. 

  3. Barad, Karen: Meeting the Universe Halfway. Quantum Physics and the Entanglement of Matter and Meaning. Durham: Duke University Press 2007. S. 132. 

  4. Coole, Diana: Agentic Capacities and Capacious Historical Materialism: Thinking with New Materialisms in the Political Sciences. In: Millennium: Journal of International Studies 2013. 41 (3). S. 28. 

  5. Dies ist wohl auch der Grund, warum in einigen Sammelbänden von Materialismus lediglich im Plural geschrieben wird. Coole, Diana H.; Frost, Samantha: New Materialisms. Ontology, agency, and politics. Duke University Press 2010. Alaimo, Stacy;/ Hekman, Susan: Material Feminisms. Indiana University Press 2008. 

  6. Coole, Diana: Agentic Capacities and Capacious Historical Materialism. 

  7. Was Adorno Vorrang des Objekts nannte oder Marx den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur. 

  8. Diese konstitutive Abgrenzung findet sich etwa bei Braidotti, die als eine der ersten von einem neuen Materialismus schreibt. Braidotti, Rosi: Patterns of Dissonance: A Study of Women and Contemporary Philosophy. Cambridge: Polity Press 1991. S. 264. 

  9. So fragt Jane Bennett etwa rhetorisch: „How did Marx‘s notion of materiality – as economic structures and exchanges that provoke many other events – come to stand for the materialist perspective per se?“ Bennett, Jane: Vibrant Matter. A Political Ecology of Things. Duke University Press 2010. S. xvi. 

  10. Butler, Judith: Körper von Gewicht. Die diskursiven Grenzen des Geschlechts. Suhrkamp 1997. S. 344. 

  11. Bennett, Jane: Vibrant Matter. S. 115. 

  12. Latour, Bruno: Elend der Kritik. Vom Krieg um Fakten zu ‚Dingen von Belang. Diaphanes 2007. S. 46. 

  13. Barad, Karen: “Matter feels, converses, suffers, desires, yearns and remembers”. In: Dolphijn, Rick/Van der Tuin, Iris: New Materialism. Interviews & Cartographies. Michigan: Open Humanities Press 2012. 

  14. Schmidt, Alfred: Humanismus als Naturbeherrschung. In: Jörg Zimmermann (Hrsg.) Das Naturbild des Menschen. München 1982. S. 303. 

  15. Horkheimer, Max; Adorno, Theodor W.: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Fischer Verlag 2008. S. 79. 

  16. Ebd. S. 47. 

  17. Barad, Karen: Agentieller Realismus. Berlin: Suhrkamp 2012. S. 97. 

  18. Alfred Schmidt betonte gegenüber Lukács: „Natur ist aber für Marx nicht nur eine gesellschaftliche Kategorie. Sie lässt sich nach Form, Inhalt, Umfang und Gegenständlichkeit keineswegs ohne verbleibenden Rest in die historischen Prozesse ihrer Aneignung auflösen. Ist Natur eine gesellschaftliche Kategorie, so gilt zugleich der umgekehrte Satz, daß Gesellschaft eine Naturkategorie darstellt. Obwohl für den Materialisten Marx die Natur und ihre Gesetze unabhängig von allem menschlichen Bewußtsein und Willen bestehen, lassen sich Aussagen über sie überhaupt nur mit Hilfe gesellschaftlicher Kategorien formulieren und anwenden. Ohne die menschlichen Anstrengungen zur Beherrschung der Natur ist der Begriff der Naturgesetze undenkbar.“ Schmidt, Alfred: Der Begriff der Natur in der Lehre von Marx. EVA 2016. S. 66. 

  19. Bennett, Jane: Vibrant Matter. S. 115. 

  20. Ebd. 

  21. Barad, Karen: Agentieller Realismus. Berlin: Suhrkamp 2012. S. 87. 

  22. „It is perfectly obvious, that a freedom to create, to make, or to produce is a luxury that can be attained only with a certain level of the absence of constraint. However, even in the most extreme cases of slavery and in situations of political or natural catastrophe of kinds globally experienced in recent years, there is always a small space for innovation and not simply reaction. What remains remarkable about genocidal struggles, the horrors of long-term incarceration, concentration camps, prisoner of war camps, and the prospects of long-term social coexistence in situations of natural and social catastrophe is the inventiveness of the activities of the constrained – the flourishing of minor and hidden arts and literature, technologies and instruments, networks of communication, and the transmission of information. What is most striking about the extreme situations of constraint, those which require a ,freedom from,‘ is that they do not eliminate a ,freedom to‘ but only complicate it.“ Grosz, Elisabeth: Feminism, Materialism and Freedom., In: New Materialisms. Ontology, agency, and politics. Duke University Press 2010. S. 154. 

  23. „The problem of feminism is not the problem of women‘s lack of freedom, or simply the constraints that patriarchal power relations impose on women and their identities. If women are not, in some sense, free, feminism could not be possible. The problem, rather, is how to expand the variety of activities, including the activities of knowledge-production, so that women and men may be able to act differently and open up activities to new interests, perspectives, and frameworks hitherto not adequately explored or invented. The problem is not to give women more adequate recognition (who is it that women require recognition from?), more rights, or more of a voice but how to enable more action, more making and doing, more difference. That is the challenge facing feminism today is no longer only how to give women more equal place within existing social networks and relations but how to enable women to partake in the creation of a future unlike the present.“ Grosz, Elisabeth: Feminism, Materialism and Freedom. S. 154. 

  24. Bennett, Jane: Vibrant Matter. S. 96. 

  25. Ebd., S. 98. 

  26. „Conceiving matter as possessing its own modes of self-transformation, self-organization, and directedness, and thus no longer as simply passive or inert, disturbs the conventional sense that agents are exclusively humans who possess the cognitive abilities, intentionality, and freedom to make autonomous decisions and the corollary presumption that humans have the right or ability to master nature.“ Coole, Diana; Frost, Samantha: New Materialisms. S. 10. 

  27. Bennett, Jane: Vibrant Matter. S. 12. 

  28. Gunnarson, Lena: The naturalistic turn in feminist theory: A Marxist-realist contribution. In: Feminist Theory 2013. Nr. 14/1. S. 9/10 

  29. Lettow, Susanne: Sehnsucht nach Unmittelbarkeit. Zur Konjunktur des politischen Vitalismus. In: Femina Politica 2/2014. Verlag Barbara Budrich 2014. S. 103/104. 

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