Die Nachbarschaft des Kommunismus
Über Produktivkräfte, Verkehrsformen und die wirkliche Bewegung
Waltraut Schälike wurde 1927 in Berlin geboren und zog als Vierjährige mit ihren Eltern nach Moskau, wo sie im berühmten Hotel Lux ihre Kindheit und Jugend verbrachte. Über diese Zeit hat sie im Dietz Verlag ein Buch mit dem wunderschönen Titel Ich wollte keine Deutsche sein veröffentlicht. Für outside the box führte Bini Adamczak mit Waltraut Schälike ein Gespräch über Russische Revolution, geschichtliche Notwendigkeit sowie Möglichkeit und die Frage, wie der Kommunismus der Zukunft aus der Asche des Stalinismus auferstehen kann.
Bini Adamczak: Geschichtsphilosophisch halte ich eine Unterscheidung für zentral: Historisch bewiesen ist, dass die Russische Revolution scheiterte, nicht, dass sie scheitern musste. Wir können z.B. nicht wissen, wie die Geschichte verlaufen wäre, wenn Trotzki im Bürgerkrieg die Demokratisierung der Roten Armee nicht rückgängig gemacht und die alte zaristische Befehlshierarchie wieder eingeführt hätte.
Waltraut Schälike: Doch, wir können das wissen. Es gibt nämlich noch andere als militärische Gründe. Einer der Hauptgründe der Vorzeitigkeit sozialistischer Versuche in einem oder ein paar Ländern liegt an der Entfremdung der Arbeit, die weltweit noch herrschte und die immer noch herrscht. Für eine Möglichkeit des Übergangs zum Kommunismus muss die Entfremdung der Arbeit aufgehoben sein, denn solange in der Welt der Zwang zur Arbeit besteht und noch bestehen muss, stößt jeder neue Versuch, heute sozialistisch zu wirtschaften auf diese Notwendigkeit zum Arbeitszwang (in den verschiedensten Formen, bis zum GULAG). Laut Marx löst sich dieses Problem durch Aufhebung der Arbeit und den Übergang der Menschen zur Selbstbetätigung, was schon heute auch in Deutschland im Prozess des Werdens ist …
Bini: Was meinst Du denn damit?
Waltraut: Ganz kurz: Selbstbetätigung ist - im Unterschied zur Arbeit (die nicht nur fürs Leben, sondern auch für Kriege (Töten) was erzeugt, lebensgefährliche Medizin herstellt und verdorbene Lebensmittel verkauft, aber den Menschen zwingt, sie trotzdem auszuführen u.s.w.) - eine gesellschaftlich nötige Tätigkeit der Menschen, die ein Mensch selbst wählt, weil sie ihm persönlich Freude macht und Befriedigung gibt (seinem Inneren entspricht), anderen Menschen nützlich ist und ihn selber und andere Menschen in Richtung Humanismus (menschliche Gesellschaft) weiterentwickelt. Derartige Menschen und Gemeinschaften, die nicht wegen äußerlichem Zwang (zum Geldverdienen), nicht wegen Profit, auf Kosten anderer ihre Tätigkeiten ausüben, gibt es in der Welt und auch in Deutschland eine ganze Menge und in den verschiedensten Bereichen. Diese Menschen schaffen a) neue Produktionsweisen, in denen nicht eine Ware das Ziel ist; b) neue Verkehrsformen, in denen nicht das Geld, sondern der Mensch, das Ziel ist; c) neue Gemeinschaften, die nicht auf Konkurrenz, sondern auf Solidarität aufgebaut sind u.a. Also schaffen diese Menschen durch ihre Selbstbetätigungen die Grundlage für eine andere Welt, auch wenn sie sich selber so große Aufgaben gar nicht stellen.
Selbstbetätigung ist - im Unterschied zur Arbeit - eine gesellschaftlich nötige Tätigkeit (…), die ein Mensch selbst wählt, weil sie ihm persönlich Freude macht und Befriedigung gibt, anderen Menschen nützlich ist und ihn selber und andere Menschen in Richtung Humanismus weiterentwickelt.
Dabei ist nicht zu vergessen, dass eine Möglichkeit des Übergangs zum Kommunismus (menschliche Gesellschaft) mit einer riesengroßen Veränderung des menschlichen Verkehrs der Menschen miteinander verbunden ist. Ohne dies wird z.B. bei jedem unvermeidlichen neuen Problem beim „Aufbau des Sozialismus“ wieder „der Feind“ gesucht und gefunden, der an allem „schuld ist“ und ins Gefängnis gehört u.s.w. Im Verkehr gibt es einen Haufen Probleme, die schon heute im Prozess einer Lösung sind (Mann und Frau, Kinder und Eltern, Türken und Deutsche u.s.w.).
Bini: Die Einschätzung, die Revolution sei zu früh gekommen und habe scheitern müssen, scheint mir heute unter (ehemaligen) Kommunist_innen sehr verbreitet. In gewisser Weise schließen sie sich damit alle dem alten Kautsky und natürlich den Menschewiki an, deren Politik aber historisch auch scheiterte. Ich halte das für eine Art Trost: „Naja, es konnte halt nicht klappen.“ Wäre es nicht viel trauriger - weil zugleich hoffnungsvoller - wenn es hätte klappen können und trotzdem nicht geklappt hat? Ich glaube, es gab viele Möglichkeiten in der Geschichte, die Revolution zu einem anderen Ende zu bringen.
Waltraut: Bini! Es gibt große Schwierigkeiten Enttäuschungen (der eigenen Vorstellungen und Wünsche) seelisch zu verkraften. Man kann sich natürlich damit trösten, dass Sozialismus in einzelnen Ländern möglich war, aber jemand hat es nicht geschafft (hat verraten und ist schuld, hätte es besser machen können u.s.w.). Mehr noch: Solche Versuche wie in Russland wird es in der Welt noch lange weiter geben (Lateinamerika als Beispiel) und das ist nicht zu vermeiden. Aber besteht nicht auch da wieder die Gefahr, in einen neuen Totalitarismus reinzurutschen, der mit Sozialismus nichts zu tun hat? Darum müssen die Gründe des Scheiterns des Sozialismus in der UdSSR gefunden werden, auch wenn die wirklichen Gründe uns dann nicht mehr trösten können und eine andere Verhaltensweise verursachen können oder werden.
Bini: Bei Dir aber klingt es so - vielleicht verstehe ich Dich falsch, ich spitze zu -, als müsste es erst Kommunismus geben bevor die Revolution gelingen kann. Aber die Verkehrsverhältnisse sollen sich doch in der Revolution verändern.
Waltraut: Bini, ich stelle eine Frage: Laut Marx ist der Übergang von einer gesellschaftlichen Formation zu einer anderen eine ganze Epoche der sozialen Revolution, die mit dem Entstehen neuer Produktionsweisen, neuer Verkehrsformen und neuer Klassenstrukturen schon im Schoße der alten Gesellschaft verbunden ist und möglich wird. Die alte Gesellschaft ist schwanger mit einer neuen Gesellschaft. Fällt der Übergang zum Sozialismus aus diesem Gesetz sozialer Revolutionen als einer ganzen Epoche (!!!) raus?
Bini: Ist dieses Modell andersrum eigentlich für andere als die bürgerlichen Revolutionen gültig? Für den Übergang von Feudalismus zu Kapitalismus stimmt es, aber für andere historische Transformationsepochen?
Waltraut: Bini! Meinst Du, dass eine sozialistische Revolution mit Machtergreifung beginnen muss und sich damit von bürgerlichen Revolutionen unterscheidet? Und vor der Machtergreifung haben die Kommunisten nichts anderes zu tun, als sich zur Machtergreifung vorzubereiten und den Kapitalismus scharf zu kritisieren (und auf das Volk zu schimpfen und meckern, weil es nicht jeden Tag auf Barrikaden steigen will)? So was Ähnliches stand in jedem Lehrbuch für Historischen Materialismus und entwaffnet die Kommunisten im Westen. Man kann und muss schon heute kommunistisch tätig sein in seiner Familie, in seiner Umgebung, in vielen sozialen Bewegungen der Neuzeit, die bereit sind, das Leben auf der Erde zu retten. Und nicht nur von der Macht träumen und für sie kämpfen. Und das ist auch eine Form der Selbstbetätigung in der heutigen Zeit.
Bini: Was die Politik angeht stimme ich völlig mit Dir überein. Konstruktion kommunistischer Beziehungen statt Eroberung der Staatsmacht! Nur bei dem Gesetz der ökonomischen Stufenfolge habe ich Zweifel.
Kann man heute im persönlichem Leben in Deutschland z.B. schon kommunistisch mit Menschen verkehren (…)? Oder müssen wir selbst das auf die Zeit „nach der Revolution“ verschieben und jetzt mit dem Ziel Profit zu erzeugen miteinander verkehren?
Waltraut: Im sowjetischen Marxismus-Leninismus hieß es: Ja, der Übergang zum Sozialismus geht nach anderen Gesetzen: erst Ergreifung der Macht (Diktatur des Proletariats), dann Sozialismus ökonomisch, sozial, kulturell, sozialistische Umerziehung der Menschen u.s.w., viele viele Jahre lang, unter der weisen Führung der Partei. Das ist genau der Fall, wenn Kommunismus als ein Zustand der Gesellschaft empfunden (und erfunden) wird, der der Gesellschaft laut einer Idee (was Kommunismus ist) aufgezwungen wird (ganz nach Hegel). Dabei ist der Kommunismus laut Marx nicht eine Idee, sondern eine wirkliche Bewegung in der Wirklichkeit, die schon heute theoretisch und praktisch da ist und an der man teilnehmen kann. Nicht morgen nach der Machtergreifung, sondern schon heute, mitten drin in der bürgerlichen Gesellschaft, die laut Marx die wirkliche Arena der Geschichte ist. Um das besser zu verstehen stelle ich noch eine Frage: Kann man heute (Du, ich, unsere Freund_innen) im persönlichem Leben in Deutschland z.B. schon kommunistisch mit Menschen verkehren, nicht mit allen, aber mit vielen? Ja oder Nein? Oder müssen wir selbst das auf die Zeit „nach der Revolution“ verschieben und jetzt mit dem Ziel Profit zu erzeugen miteinander verkehren?
Bini: Die Parole „nach der Revolution“ ist ein linker Mythos, der nach Dekonstruktion schreit. Aber bezüglich des Arbeitszwangs verstehe ich Deine Position noch nicht ganz. Meinst Du - ganz klassisch -, dass erst die Produktivkräfte soweit entwickelt sein müssen, um die Arbeit fast vollständig maschinisieren zu können? Oder redest Du von der durch die kapitalistischen Produktionsverhältnisse hergestellten Entfremdung, die den Zwang zur (Lohn-)Arbeit als etwas Natürliches erscheinen lässt? Letzteres kann doch wiederum nur durch Revolution überwunden werden, oder?
Waltraut: Die Entfremdung der Arbeit ist vielseitig und besteht auch darin, dass in der Gesellschaft noch Arbeitszweige bestehen und gebraucht werden, die keinem Menschen Freude und Selbstentwicklung geben können (Arbeit am Fließband z.B.). Und wenn ein Mensch lebenslang an solche Arbeit gebunden ist, ist es ihm im Prinzip schnurzegal für wen er schuftet - für einen Kapitalisten oder einen „Arbeiter- und Bauernstaat“. Hauptsache, er bekommt regelmäßig seinen Lohn. Und dies betraf in der Sowjetunion eine Masse von Menschen. (Ist auch einer der Gründe, warum die Arbeiter sich der Perestroika nicht verweigerten.) Arbeiten gehen ist Alltag und ein riesengroßer Teil des Lebens. Gerade darum ist es so wichtig zu verstehen, ob eine künftige Revolution dieses Problem schon lösen kann und die Menschen von solchem Joch befreien wird oder nicht. Da macht der Kapitalismus durch Automatisierung der Industrie mit Computern (was der Kapitalist aber auch nicht immer gerne tut) eine „Arbeit“ in Richtung Schaffung der Produktivkräfte, die der UdSSR fehlten und die darum Arbeitszwang für schwere monotone Arbeit in Industrie und auf dem Land weiter brauchte (bis zum GULAG). Eine sozialistische Revolution Anfang des 20. Jahrhunderts konnte so eine Aufgabe der Befreiung von der Arbeit nicht lösen und war in diesem Punkt wirklich vorzeitig und existierte (scheinbar) als „sozialistische“ eine Zeit lang auf Grund von Illusionen, Staatsideologie und Totalitarismus.
Bini: Ich habe den Eindruck, dass Du dir widersprichst. Einerseits sagst Du, dass die Entwicklung kommunistischer Lebensweisen (Verkehrsformen) - und bereits das Nachdenken darüber, wie diese aussehen könnten - nicht auf die Zeit nach der „Machtergreifung“ - ohnehin ein problematisches Konzept - verschoben werden kann. Ich stimme Dir völlig zu: Dann ist es bereits zu spät. Andererseits sagst Du aber, dass genau diese kommunistische Praxis auf die Zeit verschoben werden muss, zu der die (Staats-/kapitalistische) Produktivkraftentwicklung die entfremdete Arbeit potenziell aufgehoben haben wird. Bis dahin dürfen dann nur „bürgerliche Aufgaben“ erledigt werden.
Waltraut: Bini! Falsch verstanden! Ich behaupte gerade das Gegenteil: Ich bin für kommunistische Praxis in der Gegenwart. Heute, nicht nur morgen. Überall, wo kommunistische (auch wenn sie sich anders nennt!) Praxis spontan schon da ist, bewusst mitmachen; in Familien (auch eigenen), in Schulen (auch wo deine Kinder lernen), im Bezirk (auch wo Du wohnst), im Altersheim (wo dein Nachbar lebt), in der Kaserne (wo der Freund deines Sohnes dient), in der Zeitung und im Verlag (wo du arbeitest), überall, wo menschliche und entmenschte Verhaltensweisen unserer Gegenwart alltäglich gegeneinander prallen. Das ist alles eine Art Selbstbetätigung, die einem Leben Sinn gibt. Das schließt auf keinen Fall politische Tätigkeit im engeren Sinne aus, etwa die Erarbeitung neuer Gesetze u.a., Tätigkeiten, die sehr wichtig sind, aber nicht die einzigen sein können. Aber man müsste dabei auch verstehen, dass solange die Notwendigkeit zum Zwang zur Arbeit in der Gesellschaft noch besteht, jede Machtergreifung auf dieses Problem stoßen wird. Der Kapitalismus hat da seine ökonomischen Methoden erarbeitet, die immer noch wirken. In der UdSSR wurden administrative Methoden angewandt, die vielen Menschen die letzte Freude an der Arbeit raubten. Hast Du Rezepte?
Eine kommunistische Politik hat nicht nur ideologische Aufgaben, sondern auch die praktische Aufgabe, z.B. solche Verkehrsformen im sozialen Leben zu unterstützen und zu fördern, in welchen schon heute in der Wirklichkeit menschliches Verhalten das entmenschte Verhalten überwiegt oder versucht zu überwiegen (auch wenn die Menschen diese Verkehrsformen selbst nicht als kommunistisch bezeichnen).
Bini: Für die Gegenwart stimmen wir überein. Als Vorbereitung für eine andere Gesellschaft reicht es eben nicht, eine Geheimpartei und eine Zentralzeitung zu gründen. Aber wenn Du sagst: Damals ging es von der ökonomischen Entwicklung her nicht - ist das nicht genau die bolschewistische Rechtfertigungsstrategie, mit der etwa Trotzki für die Militarisierung der Arbeit gegen die Arbeiterinnenkontrolle argumentierte, mit der auch die Revolutionierung der geschlechtlichen Arbeitsteilung auf den Tag verschoben wurde, an dem die stumpfe Hausarbeit vom Staat und Robotern übernommen werden kann? Gab es für die Sowjetunion - außerhalb der imperialistischen Bedrohung - wirklich eine materielle Notwendigkeit(!), die kapitalistische Geschichte von Kolonialismus und Sklaverei (in abgewandelter Form) zu wiederholen??
Waltraut: Das ist keine Rechtfertigung, nur eine Erklärung einer der Gründe, warum der Sozialismus in der UdSSR nicht zum Sozialismus wurde. Das müssen wir doch verstehen und Schlussfolgerungen ziehe.
Bini: Du nennst den Sowjetsozialismus „einen feudal gefärbten Kasernensozialismus“. Trifft das nicht schon auf die deutsche Sozialdemokratie zu und ist dieser Begriff deswegen nicht eher eine Verharmlosung (bei allen Schwierigkeiten, eine richtige Bezeichnung zu finden - ich weiß z.B. keine, die mir wirklich zusagt)?
Waltraut: Ich habe auch noch keine richtige Bezeichnung gefunden, die mir wirklich zusagt. Ich denke darüber immer noch weiter nach. Heute hätte ich so eine Bezeichnung, wie sie im Buch steht, nicht gebraucht. Für mich ist heute der Gedanke viel näher, dass es überhaupt kein Sozialismus war, kein verdrehter, kein mutierter u.s.w. Aber was war es, um es wissenschaftlich exakt zu formulieren?
Bini: In Berlin hat vor zwei Jahren ein großer Kongress mit dem Titel On the Idea of Communism stattgefunden. Der Titel bezieht sich auf den französischen Maoisten-Philosophen Alain Badiou, der vor allem die Idee des Kommunismus neu beleben will. In Deinem kleinen Büchlein Für eine menschliche Gesellschaft. Der Marxismus - Irrlicht oder ganzheitliche Theorie? entwickelst Du eine sehr interessante Kritik an der „Idee des Kommunismus“. Du erkennst im stalinistischen Abbrechen der Neuen Ökonomischen Politik (NÖP) eine Privilegierung der Idee gegenüber dem wirklichen Zustand, in welcher Du eine Ursache für den Totalitarismus siehst. Die stalinistischen Folterungen, schreibst Du, geschahen „nicht zuletzt unter der Losung der Überprüfung ihrer Treue zu den Ideen des Kommunismus“. Was meinst Du damit und wie sähe eine kommunistische Politik aus, die den Kommunismus weniger als Idee, sondern als „materielle, historische Vorwärtsbewegung der Menschheit“ verstünde?
Waltraut: Eine wunderbare Frage! Laut Marx stammen die Ideen des Kommunismus (die Vorstellungen und Theorien über den Kommunismus) nicht aus dem Bewusstsein (das wäre nach Hegel), sondern aus dem wirklichen Lebensprozess der Menschen (Sein). Das heißt, die kommunistischen Ideen und kommunistischen Handlungen (Bewegungen) haben als materielle Grundlagen nicht nur ungelöste (noch nicht begriffene, aber quälende) Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft, sondern auch schon verstandene und in Handlungen umgesetzte Versuche der Aufhebungen der Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft (im individuellen oder gesellschaftlichen Leben). Und die Aufgabe einer kommunistischen Politik ist nicht nur Kritik der bestehenden kapitalistischen Verhältnisse (Aufklärungstätigkeit im Bereich des Bewusstseins). Eine kommunistische Politik hat nicht nur ideologische Aufgaben, sondern auch die praktische Aufgabe, z.B. solche Verkehrsformen im sozialen Leben zu unterstützen und zu fördern, in welchen schon heute in der Wirklichkeit (im Sein) menschliches Verhalten das entmenschte Verhalten überwiegt oder versucht zu überwiegen (auch wenn die Menschen diese Verkehrsformen selbst nicht als kommunistisch bezeichnen). Eine kommunistische Politik kann und darf nicht die Entstehung menschlicher Verhältnisse (gegen die entmenschte Verhältnisse) auf morgen - nach der Machtergreifung - verschieben und nicht bemerken, was an Menschlichem im wirklichen Leben (im Sein) schon im Werden da ist. Nicht nur Kritik des Bestehenden, sondern auch reales kommunistisches Verhalten und Schaffen kommunistischer Verhältnisse in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen des Bestehenden gehörte zu Marx’ Zeiten und gehört auch heute zur kommunistischen Bewegung „als Vorwärtsbewegung der Menschheit“. Und es ist wichtig nicht nur von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen und ihren Widersprüchen zu reden, sondern den Kommunismus als natürlichen Humanismus, und die kommunistische Gesellschaft als menschliche Gesellschaft (nach Marx) zu verstehen und real zu fördern und zu unterstützen.