Ricarda Kiel, Babsi de l’Ordinaireteur & Anna Kow

Feministische Naturlyrik °2

Junge Dichter Variationen

(Nach Friedrich Hölderlin)

I.

Liebe Brüder! es reift zur Zeit vielleicht
Da, dem Frühling gleich, schon lang entbehrt
Bald der Wille zur Schönheit;
Seid nicht dumm, nur weil es schwierig war!
Liebt eure Mütter und denkt freundlich der Sterblichen!
Herzt den Plausch, nicht den Tod! Hört hin, übertreibt es nicht.
Wenn das Meiste euch ängstigt,
hilft Margarita.

II.

Lieben, Boys! Ist vielleicht eine Kunst
Da, den Göttern gleich, nur lange währt
Was mit Stil auch und Schönheit
Sterblich ist.
Liebt griechisch und denkt freundlich der Frommen!
Harret dem Frost, wie dem Rausch! Lebt, und beschreibt es schlicht.
Wenn die Natur euch ängstigt,
schlagt ein Rad.

III.

Love, Schwester, nützt zur Kunst vielleicht nur
Wenn, was dem Jünglinge gleicht, sich nicht wehrt.
Bald zur Stelle, und statt frommer Schönheit
Was vom Griechen. An der Bar.
Lieb deine Blätter und sinn flüchtig den Deinigen!
Hab weder Master noch Gott. Denk, und verzeih es nicht.
Wenn die Natur dich um Rat fragt:
Keine Angst.

Mein Outfit für die Postapokalypse

Auf jeden Fall Socken und Sandalen
grobe Sandalen natürlich, damit ich mich nicht
an den Scherben der zerborstenen Scheiben schneide
und starke Socken, die ich mir selber knüpfe
aus Resten von Geschirrtüchern
an den langen Abenden mit dem Baby
in dem was mal eine Küche war
vor der mal Grillen zirpten
glaube ich
Über den Füßen eine Hose
mit Wachs und Teer und Leinöl eingerieben
darüber eine Tunika mit etwas drunter
umwickelt mit Zwirn und Draht und Teppichstoff
und einer Weste drüber, eine Weste braucht man immer
in der Postapokalypse
Ich trage einen Werkzeuggürtel mit
drei verschieden großen Messern, eins davon leicht gekrümmt
Schraubenzieher, Schraubzwinge
einer feinen und einer raspelnden Hieb-1-Feile
einer guten Zange, einer Rolle Alufolie
Becherchen, Schüsselchen, Wasserflasche
mit drei Nüssen als Talisman
und einem solarbetriebenen Stabmixer für den Brei
den ich püriere aus
allem was ich
pflücken kann
In den Taschen trage ich die Dinge meines persönlichen
Gebrauchs (Bleistift, Tampons)
und darüber manchmal einen Schal aus der Haut der Katzen
die ich versucht habe zu retten
was mir misslungen ist
aber es ist nicht immer Winter in der Endzeit, mir ist auch mal
echt warm
und ich esse viel, mehr als früher und meistens roh
meine Haare habe ich völlig vergessen
aber an die Unterwäsche erinnere ich mich noch.

Liebesgedicht (des männl. Theoretikers)

Ich bin Subjekt
Du bist es nicht
Frauen sind irgendwie jämmerlich.
Und schuld daran
S’ist klar wie Butter
Ist
Die Mutter.

Liebesgedicht (in Zeiten des totalitären Feminismus)

Als verfolgende Unschuld
Lieg ich in deinen Armen
Denk dabei nur
An ein Strafverfahren

Bus- & Bettag

Feiertag, Stunde der Andacht
Wie Blätter im Malmstrom des Herbsts
Fallen die besoffenen Typen im Bus.

Straßen Straßen Blumen Tiere

Bienchen Bäume Himmel Wald
MännerMännerMännerMänner
Versperren die Sicht.


Texte von:
Anna Kow (Junge Dichter Variationen, Straßen)
Ricarda Kiel (Mein Outfit für die Postapokalypse)
Babsi de l’Ordinaireteur (Liebesgedicht I & II, Bus- & Bettag)


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